Resolution gegen die Entwidmung von Bahnstrecken im Lahn-Dill-Kreis 17. Februar 202027. März 2020 Foto: Pixabay Rede zur Resolution gegen die Entwirrung von Bahnstrecken im LDK in der 30. Kreistagssitzung am 17.02.2020, gehalten von Martina Klement, Fraktionsvorsitzende B’90/Grüne, Mitglied des Kreistages. Sehr geehrte Frau Vorsitzende, sehr geehrte Damen und Herren! Über diesen Antrag habe ich mich sehr gefreut, denn er ist wichtig. Klimawandel, Energiewende, Verkehrswende – Überall im Land wird über eine Reaktivierung von Bahnstrecken nachgedacht, einige Reaktivierungen wurden bereits erfolgreich umgesetzt. Ein brandaktuelles Thema! Es findet ein Umdenken statt, nach all den Streckenstilllegungen in den 80er Jahren. Und es werden erhebliche Gelder zur Verfügung gestellt. Die Töpfe sind voll. Noch nie war es so wichtig und noch nie war die Zeit so günstig, die Reaktivierung von stillgelegten Bahnstrecken anzustreben. Noch nie waren die Chancen für eine Reaktivierung so gut, denn von Bund und Land wird einiges getan um die Menschen in den öffentlichen Nah- und Fernverkehr zu bringen. BUND: Steuerliche Förderung des Jobtickets und ermäßigter Umsatzsteuersatz für Langstreckenfahrten mit der Bahn. LAND: Jobticket für die Landesbediensteten, Schülerticket, Seit dem 01.01.2020 das Seniorenticket – bis Mitte Januar wurden bereits 50.000 Seniorentickets verkauft!, Mittelfristig soll ein Bürgerticket kommen. Bei attraktiven Angeboten sind die Bürger bereit den öffentlichen Schienenverkehr zu nutzen. Die Reaktivierung von Bahnstrecken muss überall ernsthaft geprüft und angestoßen werden. Ganz aktuell erlebe ich das bei der Dietzhölztalbahn. Ich selbst bin 9 Jahre lang mit dieser Bahn zur Schule gefahren und kenne die Strecke daher gut. Vor gut einem Jahr habe ich den Verein zur Reaktivierung der Dietzhölztalbahn kennengelernt und war beeindruckt. Das ist kein kleiner Verein, der gern mal Eisenbahn fahren will. Das ist ein Verein, der einen modernen Schienenverkehr will. Das ist ein Verein, der ein richtig gutes Konzept aufgestellt hat. Da sind Leute am Werk, die sich auskennen. Zusätzliche Haltestellen, ein attraktiver Stunden- teilweise sogar Halbstundentakt sind möglich und machen die Bahn attraktiv. Ich habe dann beim Wirtschaftsministerium angefragt, wie die Chancen für eine Reaktivierung denn aussehen und was ich tun kann? Die Antwort war ernüchternd, solange die 3 Bürgermeister dagegen sind, keine Chance. Ärgerlich, denn viele Bürger würden sich über eine Reaktivierung freuen. Hauptgrund für die Ablehnung ist die Angst, dass die so wichtige und schon lange beantragte Ortsumgehung für die Ortsteile Frohnhausen und Wissenbach bei einer Reaktivierung der Bahnstrecke gefährdet sei. Die Bahntrasse wird als mögliche Strecke für die Ortsumgehung gesehen. Diese Angst ist ernst zu nehmen! Denn die Ortsumgehung will keiner verhindern! Es muss aber zunächst einmal geprüft werden, ob die Bahntrasse überhaupt für eine Ortsumgehung geeignet ist. Ganz fatal wäre es, die Bahnstrecke zu entwidmen und dann festzustellen, dass sie für die Ortsumgehung ungeeignet ist. Eine Reaktivierung ist dann kaum mehr möglich. Viele Bürger wünschen eine Reaktivierung der Bahnstrecke. Auch in den politischen Gremien ist das mittlerweile angekommen. So stimmte das Dietzhölztaler Parlament mit nur 1 Gegenstimme parteiübergreifend für folgenden Zusatz zur Resolution für die Ortsumgehung: „Die Gemeinde Dietzhölztal fordert das Land Hessen darüber hinaus auf, in diesem Planungsauftrag eine zukünftige Reaktivierung der Bahnstrecke Dillenburg-Ewersbach zu berücksichtigen.“ Eine gute und starke Forderung. Auch der Dietzhölztaler Bürgermeister spricht sich mittlerweile für eine Reaktivierung aus. In Eschenburg durfte sich der Verein bereits im Bauausschuss präsentieren. Auch bei der dortigen Energiemesse bekam er ein Podium. Selbst in der Dillenburger Parteienlandschaft werden die Chancen allmählich erkannt. Die Wogen glätten sich. Es wird eine Machbarkeitsstudie für die Reaktivierung der Bahnstrecke geben, bei der auch geprüft wird, ob sich die Trasse für die Ortsumgehung eignet. Damit kann man gut leben. Die Zukunft des ländlichen Raums wird maßgeblich von der Infrastruktur abhängen.Wir müssen die Chancen, die wir mit eine Reaktivierung von Bahnstrecken haben, erkennen und nutzen.Eine Entwidmung von Bahnstrecken zum jetzigen Zeitpunkt ist völlig falsch. Dem Antrag der Linken können wir Grüne nur zustimmen und bevor ein solcher Antrag möglicherweise abgelehnt wird, sollte er zumindest im zuständigen Ausschuss, dem GUW, beraten werden. Vielen Dank.