Rede zum Netzausbau im Lahn-Dill-Kreis

Rede zum Koalitions-Antrag „Rede zum Netzausbau im Lahn-Dill-Kreis“ (Antrag der Fraktionen SPD, B90/Die Grünen, FWG und FDP), in der 25. Kreistagssitzung am 08.07.2024, gehalten von Dr. Jan Marien, Bündnis 90/ Die Grünen, Mitglied des Kreistages. Hier gehts zum Youtube-Video.

 

Sehr geehrter Herr Vorsitzender,

Liebe Kolleginnen und Kollegen,

Mitte April diesen Jahres hat eine Pressemitteilung für Aufmerksamkeit gesorgt: Die Stadtwerke der Stadt Oranienburg im Norden Berlins haben einen Anschlussstopp für neue Stromverbraucher verkündet: Weder neue Häuser, noch neue Gewerbebetriebe sollten bis auf weiteres mehr einen Stromanschluss erhalten, auch sogenannte Leistungserhöhungen an bestehenden Anschlüssen etwa für Wallboxen oder Wärmepumpen sollten nicht mehr genehmigt werden. Hintergrund dieser Entscheidung war die Tatsache, dass ein Umspannwerk an seine Leistungsgrenze gekommen war.

Nach Intervention der Bundesnetzagentur konnte dann zwei Wochen nach dieser Entscheidung eine Lösung gefunden werden, so dass inzwischen wieder neue Verbraucher an das Netz angeschlossen werden können.

Ohne auf die Details genauer eingehen zu wollen, im Kern hat man den wachsenden Strombedarf durch steigende Bevölkerungszahlen und den erhöhten Stromverbrauch durch neue Verbraucher zu spät erkannt und dementsprechend zu spät reagiert.

Solche Meldungen sind geeignet, das Vertrauen in die Energiewende zu beschädigen und die Menschen zu verunsichern.

Deswegen bitten wir um einen Bericht des Kreisausschusses im Umweltausschuss, um die aktuelle Situation im Lahn-Dill Kreis zu beleuchten und die Ausbaupläne für die Zukunft erörtern.

Da der Kreis für den Betrieb und den Ausbau der Verteilnetze selber gar nicht verantwortlich ist,  bitten wir den KA zudem, den größten Verteilnetzbetreiber des Lahn-Dill-Kreises, die EAM Netz GmbH, in die entsprechende Ausschusssitzung mit einzuladen.

Selbstverständlich ist uns bewußt, dass neben der EAM im Kreisgebiet drei weitere Verteilnetzbetreiber aktiv sind: Die Stadtwerke Haiger, die Stadtwerke Herborn sowie die Enwag. Deren Aktivitäten sind jeweils auf ein Stadtgebiet beschränkt. Insofern gehen wir davon aus, dass sie mit ihren jeweiligen kommunalen Gremien im engen Austausch sind.

Es geht in der in diesem Antrag angesprochenen Thematik nicht um die sogenannten Stromautobahnen, also die Höchstspannungsleitungen des Übertragungsnetzes, sondern es geht vor allem um die Stromnetze der letzten Meile. Es geht um die Anschlüsse der privaten Haushalte und der Gewerbebetriebe im Kreisgebiet, technisch gesprochen geht es vor allem um die Mittel- und Niederspannungsnetze.

Angesichts der stetig wachsenden Anzahl von Wallboxen, Wärmepumpen und Photovoltaikanlagen, die an unser Stromnetz angeschlossen werden, ist es unerlässlich, den Zustand des Netzausbaus in unseren Gemeinden genauer zu betrachten und sicherzustellen, dass Verstärkungen in den Leitungen als auch in den Umspannstationen rechtzeitig geplant und umgesetzt werden.

Ich möchte an dieser Stelle auf eine weitere Herausforderung hinweisen. Gerade bei uns hier im ländlichen Raum findet zur Zeit erfreulicherweise auch ein erheblicher Zubau an Erzeugungskapazität statt, insbesondere auch durch Photovoltaikanlagen. Speziell für landwirtschaftliche Betriebe ergibt sich dabei immer wieder die Situation, dass viel Dachfläche vorhanden ist und somit große Anlagen realisiert werden können. Bei Anlagen über 30 kW Leistung kann dann aber nicht mehr über den Hausanschluss eingespeist werden, sondern es muß vom Netzbetreiber ein Anschlusspunkt zugewiesen werden und eine Netzverträglichkeitsprüfung beantragt werden. An einem Netzverknüpfungspunkt läßt sich dann ins öffentliche Netz Einspeisen. Dieser kann jedoch im ungünstigen Fall kilometerweit von der Anlage entfernt sein. Hierbei kommt es leider immer wieder zu langen Genehmigungszeiten oder uns wird berichtet, dass Anlagen gar nicht genehmigt werden können. Auch diesen Aspekt wollen wir im Ausschuss diskutieren.

Insofern interessiert uns, inwiefern Energieflüsse heute überhaupt gemessen werden, was es für Szenarien und daraus abgeleitete Planungen für die nächsten Jahre gibt und was sich daraus an Ausbauplänen für die Zukunft ergibt.

Idealerweise lassen sich diese Planungen dann mit anderen Ausbau- und Sanierungsaktivitäten verbinden, so dass Strassen und Gehwege nicht mehrfach aufgegraben werden müssen.

Wir bitten um Ihre Zustimmung

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