Bereitstellung von digitalen Endgeräten im Rahmen des Homeschooling in Zeiten der Corona-Pandemie 10. August 20204. September 2020 Foto: Pexels Rede zur Bereitstellung von digitalen Endgeräten im Rahmen des Homeschooling in Zeiten der Corona-Pandemie, in der 32. Kreistagssitzung am 29.06.2020, gehalten von Sebastian Brockhoff, B’90/Grüne, Mitglied des Kreistages. Sehr geehrte Frau Vorsitzende, sehr geehrte Damen und Herren, die zurückliegenden und teilweise weiterhin andauernden Schulschließungen waren bzw. sind für viele Beteiligte belastend und haben große Anstrengungen mit sich gebracht. Allerdings haben sie auch zu manchen Erkenntnissen geführt. Auf zwei davon möchte ich kurz eingehen: Erstens ist die digitale Grundlage, die der Kreis als Schulträger den Schulen zur verfügung stellt, mit ISerf und IMeNS bereits sehr gut aufgebaut. Diese gute Grundlage hilft aber zweitens wenig, wenn die Schüler*innen sie aufgrund fehlender Zugangsgeräte (Computer oder Tablets) nicht nutzen können! Eine Vielzahl von Lehrnenden konnte in den vergangenen Monaten nicht oder nur äußerst unzureichend an den Angeboten des Home-Schooling teilnehmen, schlicht weil sie über kein geeignetes Gerät verfügen. Ein Smartphone ist keinesfalls ein Arbeitsgerät, welches den Ansprüchen des Home-Schooling genügt. In nicht wenigen Fällen ist die Ausstattung mit einem entsprechenden Gerät finanziell nicht leistbar oder es leben mehrere schulpflichtige Kinder im Haushalt, die sich das einzige vorhandene Gerät teilen müssen. Auf dieses Problem wird jetzt glücklicherweise schnell reagiert. Die geplante Anschaffung von ca. 1700 digitalen Endgeräten ist absolut zu unterstützen. Denn uns muss auch klar sein, welche Bevölkerungsgruppen besonders von diesen bisherigen Ausschlüssen betroffen sind. Es betrifft häufig diejenigen, die aufgrund verschiedener Bedingungen des Systems ohnehin eine geringere Bildungschance besitzen. Eine Vielzahl von Studien belegt, dass der finanzielle Background auch leider heute noch einen entscheidenden Beitrag zu den Bildungsaussichten spielt. Und gerade diese Schüler*innen hätten in den letzten Monaten eine besondere Unterstützung benötigt. Darauf wird jetzt reagiert! Natürlich kommen nicht alle, die einen entsprechenden Bedarf haben aus prekären Verhältnissen. Es reicht, wie gesagt, ja schon aus, wenn es mehrere Schulkinder in einem Haushalt gibt, die ein Gerät gemeinsam nutzen müssen. Wichtig ist, die nun zu beschließende Anschaffung von digitalen Endgeräten ist auch unabhängig davon, ob es zu weiteren flächendeckenden (Schul-)Schließungen kommt, sinnvoll. Die vorhandenen Geräte können auch im „Normalbetrieb“ genutzt werden. Und als Lehrer kann ich Ihnen versichern, dass dies auch geschehen wird. Ich möchte die Lehrkräfte noch stärker dazu anhalten, die in den vergangenen Monaten erworbenen Erkenntnisse und zusätzlichen Kenntnisse verstärkt in den Schulalltag einfließen zu lassen. Der nun durch die Corona-Pandemie zwanghafte Einstieg in den digitalen Unterricht wird, da bin ich mir absolut sicher, zukünftig weiter ausgebaut werden und sich auch bei geöffneten Schulen im „Normalbetrieb“ stärker wiederfinden. Entsprechend sei noch einmal darauf hingewiesen, das die Geräte den Lernenden ja nicht geschenkt werden. Sie werden als Leihgeräte gemäß Bedarf ausgegeben und können bei sich änderndem Bedarf jederzeit an andere verteilt werden bzw. verbleiben für die Nutzung in den Schulen. Da im Schulausschuss das Thema der Bedarfsermittlung ein großes Thema war, möchte ich auch hierzu noch ganz kurz etwas sagen: Die vorliegenden Bedarfsmeldungen wurden von den Schulen abgegeben. Das im Ausschuss vorgebrachte Misstrauen gegenüber den Schulleitungen oder den Lehrkräften, die diese Meldungen vorgenommen bzw. eingereicht haben, möchte ich entschieden zurückweisen. Es geht bei dem vorliegen Beschluss darum, schnell Hilfe zu leisten. Alle anderen Formen einer Bedarfsabfrage würden diese notwendige Kurzfristigkeit unmöglich machen. Wenn ich mir die angegebenen Bedarfe in Relation zu den Schüler*innenzahlen der Schulen so anschaue, dann kann ich zumindest nicht erkennen, dass sich hier jemand zu großzügig gezeigt hätte oder unrealistisch hohe Bedarfe angegeben hätte. Aus eigener Erfahrung kann ich Ihnen auch versichern, dass die Lehrkräfte, die in den vergangenen Monaten ihre Schüler*innen im Home-Schooling unterrichtet und begleitet haben, einen sehr genauen Überblick darüber haben, bei wem Bedarf vorliegt und bei wem nicht. Wir können und werden diesen Beschluss aus voller Überzeugung unterstützen. Vielen Dank für Ihre Aufmerksamkeit.