Pressemitteilung der Grünen Jugend: Rassistische Übergriffe und Polizeigewalt sind keine Einzelfälle, sondern Teil des Systems 3. Juni 2020 Foto: © Mike Von, via Unsplash Vor einigen Tagen wurde der Afroamerikaner George Floyd in der US-amerikanischen Stadt Minneapolis von einem Polizeibeamten gewaltvoll zu Boden gedrückt und starb später im Krankenhaus an den Folgen dieses Vorfalls, obwohl er den Beamten, während er am Boden gehalten wurde, immer wieder anflehte aufzuhören, er könne nicht atmen. Die insgesamt vier in den Fall verwickelten Polizeibeamten sind mittlerweile entlassen und die US-amerikanische Politik reagiert entsetzt. Die mediale Präsenz dieses Vorfalls auch hier in der Region ist groß und viele Menschen beziehen Stellung gegen die von der Polizei ausgehende Gewalt gegen schwarze Menschen in den USA. Was jedoch an der Aufarbeitung der Ereignisse in Deutschland auffällt, ist, dass der brutale Tod George Floyds oft als schrecklicher Einzelfall aufgefasst wird und immer mehr Menschen die gewaltvollen Bilder teilweise auch unkommentiert in sozialen Netzwerken teilen, um auf die Tat aufmerksam zu machen. Emely Green, Sprecherin der Grünen Jugend Lahn-Dill stellt hierzu klar: „Dieser Tod ist kein tragischer Einzelfall. Polizeigewalt gegen People of Colour sowie rassistische Übergriffe gehören für viele Menschen zu ihren alltäglichen Ängsten und sind Teil eines gesellschaftlichen Systems, das Minderheiten diskriminiert und sie schrecklichen Situationen aussetzt. Racial Profiling beschreibt das Phänomen polizeilicher Maßnahmen, die nicht aufgrund einer expliziten Gefahr sondern aufgrund äußerlicher Merkmale vorgenommen werden und die, wie womöglich auch im Fall George Floyds, zu verheerenden Folgen führen können. Rassismus im Alltag ist auch jetzt in Zeiten der Pandemie keine Seltenheit, so werden zum Beispiel Menschen mit asiatischem Aussehen häufig auf der Straße schief angeschaut, gemieden oder beleidigt, da sie in Verbindung mit der Verbreitung der Covid-19 Pandemie gebracht werden, obwohl sie keinerlei Verantwortung für den Ausbruch der Krankheit tragen. So gab es in den vergangenen Wochen Berichte über Übergriffe auf asiatische Läden und grundlose Angriffe auf asiatisch aussehende Menschen, wie diverse Zeitungen berichten. Wer die Bilder des Übergriffs an George Floyd in sozialen Netzwerken teilt, sollte sich darüber bewusst sein, dass diese Bilder extreme Auswirkungen auf selbst von Rassismus betroffene Menschen haben können und schreckliche Erinnerungen oder Gefühle hervorrufen können, wo schon genug Aufmerksamkeit auf die bestehenden Probleme durch eigene Betroffenheit, in welcher Form auch immer, herrscht. Was mich an der medialen Aufarbeitung genauso stört, ist, dass scheinbar in den Zeitungen gerade mehr über die in den USA stattfindenden Unruhen als Folge der Polizeigewalt berichtet wird, als dass die zugrundeliegenden rassistischen Strukturen für den Vorfall aufgedeckt werden.“ Auch die Assoziation der rassistischen Polizeigewalt an George Floyd mit einem spezifisch US-amerikanischen Problem wird von der Grünen Jugend Lahn-Dill heftig kritisiert. Lukas Hartmann, Sprecher der Jugendorganisation im Kreis ergänzt: „Rassismus ist nicht nur in den USA ein riesiges Problem. Auch hier bei uns können wir viele rassistische Strukturen, Erzählungen und Denkmuster aufdecken, wenn wir darauf achten, wie Menschen, zum Beispiel unterschiedlichen Migrationshintergrunds, in unserem Umfeld benachteiligt werden und dadurch zum Beispiel weniger Chancen haben in der Schule, auf dem Arbeitsmarkt und bei der Wohnungssuche. Was wir als privilegierte und meist nicht von Rassismus betroffenen Personen tun können, ist, diese Privilegien zu hinterfragen und uns die Strukturen, in denen wir leben, bewusst vor Augen zu führen. Oft erscheinen rassistische Denkmuster oder Erzählungen erst deutlich, wenn wir die Perspektiven anderer Menschen verstehen und nachvollziehen können. Dafür ist es wichtig, miteinander zu sprechen und sich dabei wertschätzend gegenüber anderen Positionen zu verhalten. Die Vorfälle des NSU 2.0 in den Reihen der hessischen Polizei, der Mordversuch an einem schwarzen Mann in Wächtersbach und das Attentat in Hanau sind Ereignisse, die Anlass dazu geben und ebenso wie der Tod von George Floyd aufgearbeitet werden müssen. Wir haben null Toleranz für rassistische Äußerungen und Handlungen jeglicher Art!“ Im Zuge der aktuellen Ereignisse ruft die Grüne Jugend Lahn-Dill dazu auf, ein solidarisches Zeichen gegen jede Form von Rassismus zu setzen und mit Verwandten, Befreundeten und Bekannten über den Vorfall und rassistische Strukturen im Alltag zu sprechen.