Mathias Wagner, Fraktionsvorsitzender der Hessischen Grünen, auf Industrie-Tour im Lahn-Dill-Kreis

Foto: © B90/ Die Grünen Lahn-Dill

Zum Zuhören ist Mathias Wagner, Fraktionsvorsitzender der GRÜNEN im Hessischen Landtag, am 5. März 2020 in den Lahn-Dill-Kreis gekommen. Er hat dort, zusammen mit Grünen von vor Ort, nicht nur die beiden Industrieunternehmen Outokumpu (Dillenburg) und die Holzapfel Group (Sinn) besucht, sondern auch die IHK Lahn-Dill, um sich über aktuelle Herausforderungen und Chancen in der Metall-Industrie in der Region zu informieren und Wünsche an die Politik mitzunehmen.

Die Geschäftsführer des Stahlproduzenten Outokumpu, Henrik Lehnhardt und Dr. Simon Schmidt, berichten über zahlreiche Nachhaltigkeitsmaßnahmen. Bei der Produktion ihres Edelstahls erreichen sie eine Recyclingquote von 85 Prozent, indem sie Schrott und Verschnitt, der bei der Produktion von Edelstahlblechen anfällt, wiederverwenden. Bereits seit dem Bau des Werks in den 1950er Jahren verwendet das Unternehmen Grund- und Bach-Wasser für die Produktion. Seit Februar dieses Jahres laufe zusammen mit der Technischen Hochschule Aachen zudem ein Forschungsprojekt des Bundesforschungsministeriums zur weiteren Reduzierung von Nitraten im Industrieabwasser, erklärt Schmidt.

Das alles habe aber auch seinen Preis, was die Konkurrenz zu Billiganbietern vor allem aus Asien nicht einfacher mache, so der Geschäftsführer. Schnell wird klar, dass der Kostendruck für den Edelstahlhersteller von entscheidender Bedeutung im internationalen Wettbewerb ist. Innerhalb Europas sei Deutschland außerdem der Standort mit den höchsten Energiepreisen, berichtet Schmidt. Auch die Befreiung des energieintensiven Unternehmens von der EEG-Umlage könne am Kostenfaktor Energie nicht grundlegend etwas ändern. Betriebsratsvorsitzender Ralf Heppenstiel macht zudem darauf aufmerksam, dass 12.000 Windräder benötigt würden, um die Edelstahlproduktion energietechnisch klimaneutral zu machen.

Sinkende Nachfrage trotz weltweit steigendem Bedarf stellt Outokumpu vor große, aber bewältigbare Herausforderungen. Darauf reagiert das Unternehmen mit um zwei Stunden reduzierter Wochenarbeitszeit: damit werden Stellen erhalten, und der Betrieb kann auf eine zukünftig wieder verbesserte Auftragslage schnell reagieren.

Das Unternehmen erhofft sich politische Unterstützung bei der weiteren Umsetzung insbesondere seiner Nachhaltigkeitsziele.

 

„Fachkräftemangel ist in einigen Berufsbereichen ein großes Thema in unserem Bezirk, so beispielsweise bei der Gastronomie, Lager/Logistik sowie den IT- und Elektroberufen“, berichtet Dr. Gerd Hackenberg von der IHK Lahn-Dill. Wichtig sei daher insbesondere, die Attraktivität der dualen Berufsausbildung zu stärken, auch und gerade durch Erhalt der entsprechenden Berufsschulstandorte in der Region.

Die Beschäftigungslage im Lahn-Dill-Kreis sei stabil, daran ändere bisher auch das Corona-Virus nichts, führt Alexander Cunz, IHK Lahn-Dill, weiter aus. Allerdings stiegen aktuell die Anzeigen für Kurzarbeit.

Investiert werde laut der aktuellen IHK-Konjunkturumfrage in den mittelhessischen Unternehmen in erster Linie in Ersatzbedarf. Das Investitionsmotiv Umweltschutz wird zwar von deutlich weniger Unternehmen genannt, gewinnt jedoch zunehmend an Bedeutung. Zudem spiele auch bei den Ersatzinvestitionen, zum Beispiel in Bezug auf die Energieeffizienz, der Umweltschutz eine Rolle, so Cunz.

 

Bei der Holzapfel Group in Sinn, einem der drei weltweit führenden Dienstleistungsunternehmen für Oberflächenbeschichtungen, kommen Umweltschutzmaßnahmen nicht zu kurz. Geschäftsführender Gesellschafter Hans-Ludwig Blaas hat schon früh erkannt, wie wichtig Umweltschutz und Nachhaltigkeit für verantwortliches und erfolgreiches Wirtschaften ist.

Die Automatisierungstechnik, die im Unternehmen bei hohen Auflagen zum Einsatz kommt, wird selbst entwickelt, individuell für jeden Kunden. Genauso wichtig sind aber auch die Technologien, die entwickelt wurden, um den Wasserverbrauch so weit wie möglich zu reduzieren und umweltschädliche Abfälle zu minimieren.

Durch die unterschiedlichen Bedarfe der Kunden und das Streben von Blaas nach Innovation in allen Bereichen, ist es Normalität innerhalb des Produktportfolios des Unternehmens individuelle Lösungen zu entwickeln. Der Betrieb, dessen Produkte zu einem großen Teil in die Automobilindustrie gehen, werde sich in Zukunft aber stark verändern, weil sich durch die E-Mobilität auch die Produktpalette stark verändern werde, so Blaas. Das Unternehmen sei darauf gut vorbereitet.

Neben der produzierenden Tätigkeit wird die innovative Technologie auch verkauft und dadurch in die Welt getragen. Neue Entwicklungen sind kontinuierlich in Arbeit.

Trotz guter Auftragslage muss auch die Holzapfel Group die Kosten im Blick behalten: die höchsten Kosten fielen für die benötigte Energie an, berichtet Blaas. Kritisch äußert er sich zudem über die EEG-Umlage, deren Ermittlung mit Hilfe der Bruttowertschöfpungskennzahl nicht differenziert genug sei. Er spricht sich deshalb für eine progressive Anpassung der EEG-Umlage aus.

Dass die Holzapfel Group ein rundum gut laufendes Unternehmen ist, spiegelt sich auch in den Rückmeldungen von Frank Opel, Mitarbeitervertretung: die Mitarbeiter seien sehr zufrieden.

Zum Abschluss formuliert Hans-Ludwig Blaas noch seine Wünsche an die Politik: Entgeltgleichheit für Frauen und dass die Politik mehr mit den Unternehmen redet: Ein Anfang ist gemacht.

 

Dr. Dorothea Gillert-Marien

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